MISEREOR appelliert an die teilnehmenden Staaten der Weltklimakonferenz, die von der Erderhitzung besonders betroffenen Länder im Globalen Süden stärker zu unterstützen. „Wir erwarten, dass sich die beteiligten Regierungsverantwortlichen, insbesondere die deutsche Bundesregierung, während des Gipfels solidarisch an die Seite der besonders benachteiligten Staaten mit hoher Armutsquote stellen und sich für ambitionierten Klimaschutz und mehr Finanzierung zur Anpassung einsetzen, ebenso für den Ausgleich von Schäden und Verlusten durch die Klimakrise “, sagt Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des Werks für Entwicklungszusammenarbeit.
Spiegel mahnt die Gipfelteilnehmer, sich für die Belange der Staaten des Globalen Südens bei dieser COP auch deshalb besonders zu engagieren, weil die COVID-19-Pandemie deren Möglichkeiten reduziere, vor Ort in Glasgow mit dabei zu sein,sodass die staatlichen sowie zivilgesellschaftlichen Delegationen aus den Ländern des Südens noch kleiner seien als üblich. „Längere Reiserouten, Quarantäne bei der Ankunft in Glasgow und nach der Rückkehr in ihren Heimatländern erhöhen Zeitaufwand und Kosten.“ Auch hier spiegeln sich ungleiche Möglichkeiten und Ausgangssituationen wider.
So bräuchten in Not geratene Menschen einen Ausgleich für kurzfristige Schäden durch die Erderhitzung, z.B. nach dem Zyklon Yaas im Mai dieses Jahres in Indien, und langfristige Verluste, etwa durch die Versalzung des Grundwassers aufgrund eines Anstiegs des Meeresspiegels in Bangladesch, betont Spiegel.
Keine Schlupflöcher mehr!
„Wenn Glasgow dazu beitragen soll, den vom Klimawandel besonders in Mitleidenschaft gezogenen Menschen im Süden eine sichere Zukunftsperspektive zu geben, muss das Regelbuch für das Pariser Klimaabkommen von 2015 vervollständigt werden“, fordert Anika Schroeder, Klimareferentin bei MISEREOR. Notwendig sei dabei unter anderem, ambitionierte soziale, ökologische und menschenrechtsbasierte Standards für den internationalen Emissionshandel unter Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens festzuschreiben. Es gelte dringend, „faule“ Emissionszertifikate aus dem sogenannten Clean Development Mechanism (Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung, CDM) des Kyoto Protokolls aus dem Verkehr zu ziehen. Viele dieser Zertifikate sind in Projekten entstanden, die kaum zum Klimaschutz beitragen und wären auch ohne zusätzliche Einnahmen aus dem Emissionshandel umgesetzt worden. Sie haben zudem häufiger zu Menschenrechtsverletzungen, z.B. zu Vertreibungen für den Bau von Staudämmen, geführt. „Es heißt jetzt: Alle Zertifikate aus dem CDM löschen. Neue Instrumente des internationalen Emissionshandels müssen zusätzlichen Klimaschutz voranbringen, statt den Staaten und Unternehmen Schlupflöcher zu bieten, die es ihnen ermöglichen, sich den nötigen Umweltschutzmaßnahmen zu entziehen“, so Schroeder.
„Die Situation bleibt bedrohlich“, warnt Spiegel. „Bis 2030 müssen die globalen CO2-Emissionen halbiert werden, wenn wir eine Chance behalten wollen, die Erderhitzung bei 1,5 Grad Celsius zu belassen. Glasgow muss dem Klimaschutz einen starken Schub geben, denn die bisher angekündigten Ziele und Maßnahmen reichen dafür bei weitem nicht aus, geschweige denn das aktuelle Handeln der Staaten dieser Welt.“
Dafür bedürfe es auch eines deutlichen Signals während der aktuell laufenden Verhandlungen für einen Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. „Die künftigen Regierungsparteien sind gefordert, umweltschädliche Subventionen drastisch abzubauen und die deutschen Klimaschutzziele ebenso anzuheben wie den Beitrag unseres Landes zur globalen Klimaschutzfinanzierung “, betont der MISEREOR-Chef.
Die Pressemitteilung finden Sie auf der Website von MISEREOR.