Der deutsche Erdüberlastungstag am 2. Mai führt uns erneut vor Augen, wie sehr unsere Ressourcennachfrage das Angebot und die Kapazität der Erde übersteigt und die ökologische und klimatische Destabilisierung voranschreitet. Dennoch scheint eine tiefergehende politische Auseinandersetzung mit der notwendigen Reduktion unseres Energie- und Ressourcenverbrauchs kaum stattzufinden. Die Debatte hat mit der Veröffentlichung des Diskussionspapiers „Suffizienz als ‚Strategie des Genug‘“ des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) im März 2024 an Auftrieb gewonnen. Für den SRU ist offensichtlich, dass bisherige Ansätze des Umweltschutzes nicht ausreichend sind. Er spricht sich deshalb für eine gesellschaftliche Diskussion über eine „Strategie des Genug“ aus und bekräftigt, dass es dringend an der Zeit sei, sich diesem schwierigen Thema zu stellen.
Genau an diesem Punkt setzt die Aktion „Es reicht. Mehr Mut zu Suffizienz!“ des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit an. Seit 2023 wirft das kirchliche Bündnis die Frage nach dem „richtigen Maß“ auf und bringt sie in kirchliche und politische Zusammenhänge ein. Die Initiative sucht aktiv das Gespräch mit politischen Entscheidungsträger:innen und ermutigt sie, sich mit der notwendigen Begrenzung zu beschäftigen. „Suffizienzpolitik sei politisch nicht durchsetzbar, wird uns oft entgegnet. Zahlreiche positive Praxisbeispiele beweisen aber, dass sich Gruppen und Institutionen bereits auf den Weg gemacht haben und ihre soziale Praxis ändern z.B. Umstellung der Mobilität oder bei dem Essensangebot in kirchlichen Einrichtungen.“ so Astrid Hake vom Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit. „Suffizienz muss zentraler Bestandteil der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie werden“ ergänzt Jörg Göpfert von der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt.
Denn in einer Verringerung unseres Energie- und Ressourcenverbrauchs stecken große Potentiale. Gut gemachte Suffizienzpolitik hat nicht nur positive Effekte auf unterschiedliche ökologische Probleme, sondern ist auch ein Beitrag zur globalen Gerechtigkeit. Madeleine Wörner, Klimareferentin bei Misereor, bekräftigt, dass „der Weltklimarat Suffizienz als wesentliche Strategie zur Erreichung der Klimaziele bezeichnet hat. Sie hat zum Ziel, durch nachhaltige Konsummuster einerseits die ökologischen Grenzen einzuhalten und andererseits allen Menschen die Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu ermöglichen.“ Die Richtung ist klar: Genug für alle ist das Ziel.