Der weltweite Energiebedarf wird in den kommenden Jahrzehnten weiterhin stark zunehmen. Neben den erneuerbaren Energien gewinnt die Ausbeutung unkonventioneller Erdöl- und Erdgasvorkommen an Bedeutung wie Tight Gas, Schiefergas und Kohleflözgas. Besonders Schiefergas, ein in Tongestein oder Schiefervorkommen enthaltenes Erdgas, erlebt seit längerer Zeit einen Förderboom. Das Gas wird mittels Hydraulic Fracturing, kurz Fracking genannt, gewonnen. Dabei wird das Schiefergestein durch horizontale Bohrungen mit Chemikalien, Sand und viel Wasser unter hohem Druck aufgebrochen, wodurch das Gas aus dem Gestein entweichen kann. Viele Länder setzen auf den Schiefergas-Boom und erhoffen sich durch die neue Energiequelle wirtschaftliches Wachstum, Arbeitsplätze und Energieunabhängigkeit.
Doch der Abbau von Schiefergas durch Fracking ist mit negativen Folgen und Risiken verbunden. Neben den hohen Kosten zählen zu den größten Risiken die Verschmutzungen des Grundwassers, der enorme Wasser- und Flächenverbrauch, Absackung des Bodens sowie die klimaschädlichen Gase. Beim Fracking verbrennen fünf bis zehn Prozent des geförderten Methans nicht, sondern entweichen beim Produktionsverlauf in die Atmosphäre. Methan ist 20-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Die Förderung der Schiefergasvorkommen durch Fracking ist emissionsintensiv und mit hohen Gesundheitsrisiken für Menschen und ihre Rechte auf Wasser, Nahrung und Land sowie für die Umwelt verbunden.
Argentinien verfügt über reiche Vorkommen an Schiefergas, auf deren Förderung die argentinische Regierung setzt. Dies ist umweltpolitisch hoch umstritten. Insbesondere spielt der Verbrauch von Wasser beim Fracking eine wichtige Rolle in der Argumentation der Fracking-Gegner. Neuquén und andere Provinzen, in welchen Schiefergas gefördert werden soll, gehören zu den trockensten Regionen Argentiniens. Indigene Gemeinschaften, Kleinbauernfamilien und Umweltorganisationen fürchten, dass durch das Fracking das Wasser knapper und kontaminiert wird. Daher gibt es seit etlichen Jahren zivilgesellschaftliche Bewegungen, die sich mit landesweiten Demonstrationen gegen Fracking aussprechen.
Ein besonderes Beispiel dieser Proteste ist der Pilgerweg nach Mendoza, bei dem Tausende Menschen 2018 vom Süden der Provinz in die Hauptstadt Mendoza gepilgert sind zusammen mit einem von Papst Franziskus gesegneten Olivenbaum, der auf dem Unabhängigkeitsplatz als Symbol eingepflanzt wurde. Alle Pilgerer brachten Erde und Wasser aus ihrer Stadt für den Baum mit. Bei der Abschlussveranstaltung wurde dem Gouverneur eine Petition, die die Gesetzesinitiative zum Verbot von Fracking unterstützte, überreicht. Die argentinische Bischofskonferenz und der Papst haben den Pilgerweg von Anfang an unterstützt und zum friedlichen Verlauf und zur großen zivilgesellschaftichen Beteiligung an dem Umweltprotest beigetragen.