Am 14. September 2024 diskutierten auf dem Panel "Hoffnung auf einen gerechten Wandel in Zeiten von ökologischen Krisen" Prof. Dr. Wolfgang Lucht vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, die anglikanische Bischöfin Dr. Dagmar Winter, Walter Lechner, Referent für Sozialraumorientierung bei der kirchlichen Arbeitsstelle midi, Nurseli Manurung, Doktorandin an der Humboldt-Universität Berlin zum Thema Ökofeminismus, und Martin Klotz Woock von der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Wulfshagener Hütten über mögliche Antworten auf die ökologischen Krisen.
Eindringlich und dramatisch wurde der Zustand der Welt geschildert: wir leben über unsere Verhältnisse, die planetarischen Grenzen werden nicht annähernd geachtet. Das hat ein gewaltiges Gerechtigkeitsproblem zur Folge. Diejenigen, die am meisten zur Umweltzerstörung beitragen, sind am wenigsten davon betroffen und umgekehrt. Dies steht im eklatanten Widerspruch zu unseren abendländischen Werten, die ein Leben auf Kosten anderer nicht erlauben. Suffizienz wird kaum gelebt und ist auch vielfach unter Politiker:innen, denen das Wohlergehen der Menschen am Herzen liegt, kein Konsens, stattdessen leben und handeln sie nach der Maxime des Weiter so im Wachstum. Hierin liegen erhebliche Gefahren für die Demokratie und den sozialen Zusammenhalt, weil Menschen auf den Stress durch die zunehmenden Krisen der Welt durch Regression und den Wunsch nach autoritären Regierungen reagieren.
Die Indigene Perspektive bietet einen potenziell heilsam verändernden Blick: Natur wird nicht einfach als Sache, die man nach Belieben und hemmungslos ausbeuten kann, verstanden sondern Natur ist beseelt, Natur ist heilig. Natur ist göttlich. In der Natur begegnen wir dem Göttlichen. Mit entsprechender religiöser Ehrfurcht und Achtsamkeit geht man dementsprechend mit der Natur und ihren Ressourcen um, wenn man dies ernst nimmt. Vieles von diesem Denken ist sehr anschlussfähig an biblische Zugänge zum Thema Schöpfung. Die Bibel redet vom Sabbat, sie redet davon, dass die Erde Gottes ist. In der Bibel gibt es die Vorstellung, dass Ressourcen unangetastet bleiben, um sie zu schonen. Auch christlicher Glaubensvollzug kennt so etwas durch Fasten oder den Gottesdienst, der einfach jeder Effizienzlogik entzogen ist.
Es gibt vielerlei Aufbrüche in großen Kirchen in Richtung Naturspiritualität und es gibt christliche Gemeinschaften, die radikal versuchen, suffizient zu leben, einfach, aber doch in Würde, und das menschliche Leben mehr im Einklang mit der Schöpfung Gottes zu gestalten.
Kirche, besonders Volkskirche ist häufig ein schwerfälliger Apparat, der sehr viele Menschen unterschiedlicher Herkunft aufnehmen will. Aber da, wo sie radikale Menschen an ihren Rändern wertschätzt und integriert, die andere Modelle des Lebens nachhaltiger Modelle leben, da, wo sie auf indigene Perspektiven hört, ist sie immer stark. Diese Radikalen an den Rändern helfen, zu zeigen, dass die Suffizienz, die durch Design oder Desaster sowieso kommen wird, nicht so erschreckend sein muss, sondern sogar ganz schön sein kann.