Der zweite Teil des 6. Sachstandsberichts des Internationalen Klimarates (IPCC) zu Klimafolgen, Anpassung und Vulnerabilität verdeutlicht, wie Klimawandelschäden zu unberechenbaren und unbeherrschbaren Kosten führen können. Laut dem heute veröffentlichten Bericht ist das Zeitalter klimabedingter Schäden und Verluste bereits erreicht. „Schon heute sind arme und marginalisierte Bevölkerungsgruppen von klimabedingten Schäden und Verlusten am stärksten betroffen, obwohl sie am wenigsten zur Klimakrise beitragen“, sagt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt. Der Weltklimarat unterstreicht die Dringlichkeit, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, denn bei einem weiteren Anstieg sei eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels vielerorts nicht mehr möglich.
Der Bericht des Weltklimarates zeigt jedoch, dass aktuell nur 4 bis 8 Prozent der Klimafinanzierung für Anpassungsmaßnahmen eingesetzt werden. Daher konnten die getroffenen Anpassungsmaßnahmen, wie zum Beispiel das Aufforsten von Mangrovenwäldern oder das Wiederherstellen von Korallenriffen bisher nicht dem Ausmaß der Zerstörung durch die Klimakrise gerecht werden und die Schäden rechtzeitig eindämmen. Stattdessen wird sich die soziale Ungleichheit im Zuge der Klimakrise noch in diesem Jahrzehnt weiter zuspitzen. Eingeschränkter Zugang zu überlebenswichtigen natürlichen Ressourcen und zu internationaler Klimafinanzierung sowie nicht vorhandene politische Teilhabe, um Unterstützung für Anpassungsmaßnahmen einzufordern, erhöhen das Risiko gewaltsamer Konflikte, für Flucht und Vertreibung. Pruin ruft deshalb dazu auf, vom ambitionierten Reden zum Handeln überzugehen: ,,Klimagerechtigkeit bedeutet, dass Klimaanpassung vor allem den verletzlichsten Menschen zugutekommt. Die Mittel dafür müssen umgehend erhöht werden, um Menschen im globalen Süden nachhaltig vor den Folgen zu schützen. Dafür ist es notwendig, die deutsche Beteiligung an der internationalen Klimafinanzierung auf mindestens 8 Milliarden US-Dollar pro Jahr anzuheben.‘‘
Besonders gefährdet sind laut Weltklimarat kleine Inselstaaten. Sie sind zunehmend von Zyklonen, Sturmfluten und dem Meeresspiegelanstieg aber auch Dürren und massiven Niederschlägen betroffen. Aus dieser Vielzahl von Risiken, so der IPCC, drohen in den nächsten Jahrzehnten folgenschwere Kettenreaktionen: Insbesondere Küstenstädte und ländliche Regionen kleiner Inseln werden betroffen sein, wenn nicht jetzt massiv in Klimarisikovorsorge investiert wird. Ganze Lebensräume und Infrastrukturen könnten zerstört werden. „Menschen werden ihr Zuhause an das Meer verlieren oder nicht mehr genug Trinkwasser haben. Reine Anpassungsmaßnahmen reichen nicht mehr aus, um Leben und Überleben sicherzustellen.“ Daher müsse, so Pruin, der weltweite Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas drastisch beschleunigt werden. Es komme auf jedes Zehntel Grad an.
Mit Blick auf den G7-Gipfel im Juni in Elmau ergänzt Annika Rach, Referentin für internationale Klimapolitik bei Brot für die Welt: „Als Gastgeber des G7-Gipfels ist es zwingend notwendig, dass die deutsche Bundesregierung neue Finanzierungsmechanismen für besonders vulnerable Länder voranbringt, die ihnen einen direkten Zugang zu Geldern für den Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten ermöglichen. Gestärkt werden dabei müssen vor allem auch die lokalen sozialen Sicherungssysteme, um die Schadensrisiken in den Ländern zu minimieren.‘‘
Quelle: Pressemitteilung Brot für die Welt