In der Umweltarbeit der Gliedkirchen der EKD nehmen wir seit Jahren wahr, dass Theologie und Spiritualität den neuen Herausforderungen des Anthropozäns nur unzureichend gerecht werden. Vielfach ist dem Protestantismus des 20. Jahrhunderts eine entsprechende „Schöpfungsvergessenheit“ attestiert worden. Wer in den dogmatischen Standardwerken nachschlägt, erfährt in den einschlägigen Kapiteln viel über das Verhältnis von Mensch und Gott (Geschöpf – Schöpfer), manchmal noch etwas über das Gegenüber (sic!) von Mensch und Natur, nur in Ausnahmefällen kommt die Vielfalt der Geschöpfe Gottes in theologisch relevanter Weise in den Blick. Der 104. Psalm kommt bei Berggottesdiensten gerne zur Sprache, doch in der Alltags-Spiritualität der meisten Protestant*innen spielen das Staunen über die Schöpfung und das Schöpferlob, das darin seinen Ausgang nimmt, kaum eine Rolle.
Mit den vorliegenden Impulsen möchte die Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten dazu anregen, die Schöpfungsdimensionen des christlichen Glaubens theologisch und (frömmigkeits-)praktisch neu zu entdecken. Methodisch folgen wir dem befreiungstheologischen Dreischritt des Sehen-Urteilen-Handeln, der die Gliederung des Heftes und zum Teil auch die der einzelnen Beiträge bestimmt. Die nachfolgende Mindmap verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Themen. Systematisch-theologisch gesprochen behandeln wir Themen der Schöpfungslehre (Protologie) wie auch Fragen nach der Zukunft und Erlösung der Welt (Eschatologie). Es geht also nicht darum, Schöpfungstheologie als ein Thema der Dogmatik neu zu entdecken, vielmehr Schöpfungsdimensionen in das Gesamt der Theologie einzuschreiben.