"Genügsamkeit heißt die Antwort auf unsere Krisen."

"Brauche ich das eigentlich wirklich?" Mit dieser Frage begann Landesbischöfin und EKD-Beauftragte für Schöpfungsverantwortung, Kristina Kühnbaum-Schmidt, ihre Videobotschaft zum Auftakt der ÖNK-Aktion und machte damit deutlich, worum es im Kern bei der Veranstaltung am Samstag auf der Bundesgartenschau in Mannheim gehen sollte: Genügsamkeit. 

Warum tun wir uns so schwer, uns zu begrenzen, obwohl die ökologischen Belastungsgrenzen bereits mehrfach überschritten sind und die Notwendigkeit zur Begrenzung auf der Hand liegt? Im Gespräch mit den Vertreter:innen aus Wissenschaft, Kirche und Politik in zwei Talkrunden wurden diese Fragen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Die Diskussionen zeigten klar, dass es angesichts der Komplexität der Herausforderungen keine einfachen Rezepte geben kann und sowohl die Politik als auch die einzelnen Menschen gefordert sind.

Prof. Lohner von Misereor schilderte eindrücklich, welche Folgen unser ressourcenintensives Wirtschaftssystem auf die Menschen im Globalen Süden hat. Die Preise für unsere Konsumgüter seien viel zu niedrig, da die wahren Kosten z.B. Umweltschäden nicht abgebildet würden. Höhere Preise könnten eine Wirkung entfalten. Hannes Vetter von der Forschungsstätte der evangelischen Studiengemeinschaft hob hervor, dass die Entwicklung in den kirchlichen Institutionen mit dem Festlegen von Klimazielen und -konzepten an Dynamik gewonnen habe und das Thema immer stärker in den Mittelpunkt rückt. Carina Zell-Ziegler vom Öko-Institut stellte aber fest, dass Genügsamkeit noch nicht im gesellschaftlichen Mainstream angekommen sei. In der Politik würden vor allem langfristige Einsparungsziele für alle Sektoren fehlen. Suffizienzpolitik braucht mehr Weitblick über eine Wahlperiode hinaus, habe aber das Potential, die vielfältigen Krisen zu lösen, ohne neue Konflikte zu generieren.

Der Bundestagsabgeordnete von der CDU, Steffen Bilger, betonte, dass die Politik sich der Endlichkeit der Ressourcen sehr wohl bewusst sei und vieles auf den Weg gebracht habe wie z.B. die Strategie zur Kreislaufwirtschaft. In der politischen Debatte würde zwar nicht explizit von Suffizienz gesprochen werden, aber Nachhaltigkeit und Wirtschaft würden sich nicht ausschließen. Verzicht sei aber keine gute Botschaft und nicht mehrheitsfähig. Thomas Poreski, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im baden-württembergischen Landtag, unterstrich, dass die Politik auch Angst habe vor der Polarisierung der Gesellschaft und es wichtig sei, Menschen mit einzubinden und einen Grundoptismus zu schaffen, dass Zukunft gestaltbar sei. Die nachhaltige Alternative müsse die attraktivere Möglichkeit werden. Die Kirchen könnten dies unterstützen, da sie nah bei den Menschen sind.

Die Praxisbeispiele wie die Einkaufsplattform wir-kaufen-anders.de, ein Garten als Gotteshaus, die Fahrradwerkstatt InSpeyered, Autofasten, Suffizienzlabore oder die Initiative fair.nah.logisch waren der beste Beweis hierfür und machten klar: Suffizienz geht und tut nicht weh! Sie bietet vielmehr Chancen auf mehr Zeit, mehr Gesundheit und auch mehr Begegnung und Gemeinschaft.

Die Mannheimer Bundestagsabgeordnete, Melis Sekmen, fasste in ihrem Grußwort zusammen, dass für sie Genügsamkeit auch eine Frage der inneren Haltung sei und die Religionen viele Ansatzpunkte und Traditionen anbieten, diesen Wert zu leben und zu fühlen.

Dass der Auftakt zu unserer Aktion gelungen ist, lag nicht zuletzt an dem wohltuenden Veranstaltungsort, dem ökumenischen MöglichkeitsGarten auf der BUGA, der auf wunderbare Weise nach dem Suffizienzprinzip gestaltet wurde, wie Carolin Banasek-Richter, Klimaschutzmanagerin der Kirche in Mannheim in ihrer Begrüßung hervorhob. Unser Dank gilt dem Team der Kirche auf der BUGA, die alle Mitwirkenden und Gäste bei der großen Hitze willkommen hießen und für alle gesorgt haben.

Lassen Sie uns nach diesem Anfang den Faden weiterspinnen! Wir laden Sie herzlich ein, sich an der Diskussion über Suffizienz zu beteiligen. Bringen Sie Suffizienz in Ihre Gespräche mit Freund:innen, Nachbar:innen, Kolleg:innen und Ihre Gemeinde ein oder machen Sie bei unserer Aktion mit!

 

Die Veranstaltung in Bildern

Begrüßung und Grußworte

Suffizienz in der (kirchlichen) Praxis

Talkrunde „Es reicht. Mehr Mut zu Suffizienz!“

Suffizienz in der politischen Praxis: Risiko oder Chance?

Ökumenischer MöglichkeitsGarten