Zum Ende der 26. Weltklimakonferenz (COP26) in Glasgow bewertet das Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR die Ergebnisse verhalten: „Es gab politische Durchbrüche, die jedoch für die von der Klimakrise am meisten betroffenen Menschen im globalen Süden nicht ausreichend sind, um Zukunftsperspektiven zu erhalten. Die Vereinbarungen genügen nicht, um das Ziel zur Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius noch einzuhalten, und geben keine Aussicht auf ausreichende Unterstützung bei der Bewältigung der Folgen für ärmere Länder“, schlussfolgert Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von MISEREOR.
Die Staatengemeinschaft habe die Dringlichkeit und Notwendigkeit, die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, betont. „Zu begrüßen ist, dass die Treiber der Klimakrise – Kohle und fossile Brennstoffe – erstmals konkret benannt werden und bi- und multilaterale Vereinbarungen weiter als das Abschlussdokument gehen. Mit dieser Allianz der Willigen muss Deutschland weiter vorangehen. Nach wie vor gilt dabei, die gemeinsame aber differenzierte Verantwortlichkeiten ernst zu nehmen“, so Spiegel.
Wie erfolgreich die globale Klimapolitik letztendlich sein wird, wird national, in Unternehmen und Kommunen entschieden und sich anhand der konkreten Umsetzung zeigen. „Mein Appell richtet sich nun an die zukünftige Bundesregierung im Koalitionsvertrag mit wirkungsvollen Maßnahmen sicherzustellen, dass Deutschland einen fairen Beitrag zur Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze leisten wird, zum Beispiel durch einen Kohleausstieg 2030, das Erreichen der Klimaneutralität 2035 und einem Ausstieg der Förderung und Nutzung von Öl und Gas. Die nötigen Aufgaben sind groß, aber nicht unlösbar, das hat auch die COP26 gezeigt“, so Spiegel. Klimaschutz geht nicht, ohne zugleich für sozialen Zusammenhalt und Gerechtigkeit zu sorgen. Deshalb brauchten die Betroffenen in den Braunkohleregionen und die Beschäftigten in der Automobilindustrie eine Zukunftsperspektive im Sinne eines gerechten Übergangs.
„Unzureichende Klimaziele und Finanzmittel treiben die Krisenspirale für die Ärmsten der Armen leider auch nach dieser COP weiter an“, so Anika Schroeder, MISEREOR-Klimareferentin, die die Verhandlungen in Glasgow begleitete. „Zwar wollen die Staaten ihre Unterstützung für die Anpassung an veränderte Umweltbedingungen verdoppeln – benennen aber nicht, wie und bis wann diese Mittel bereitgestellt werden sollen. Auch für die zunehmenden Wetterkatastrophen und den Verlust von Land durch den Meeresspiegelanstieg werde die Verantwortung weiterhin nicht anerkannt: statt der erhofften zusätzlichen Finanzmittel für Katastrophenhilfe und Wiederaufbau wurden nur weiterer Dialog beschlossen“, beklagt Schroeder. „Für viele Betroffene ist das ein Schlag ins Gesicht.“
Klimaschutz auch Armutsbekämpfung
Mit Blick auf den von Papst Franziskus ausgerufenen Welttag der Armen am morgigen Sonntag weist Spiegel daraufhin, dass die Klimakrise die erzielten Erfolge der Vergangenheit beschädige. Millionen von Menschen drohten durch die Klimakrise zusätzlich in Armut zu geraten, was sie wiederum anfälliger für die Folgen der Klimakrise mache. „Wer Armut und Hunger bekämpfen will, braucht neben klassischen entwicklungspolitischen Maßnahmen zur politischen Teilhabe, Einkommens- oder Bildungsförderung auch Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor den Klimakrisenfolgen. Klimaschutz ist Armutsbekämpfung“, betont Pirmin Spiegel.
Die Pressemitteilung finden Sie auf der Website von MISEREOR.